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Vorsicht bei aktuellen Flugbuchungen

Wer derzeit auf einen Flug innerhalb Europas angewiesen ist, braucht Nerven. Weder ist garantiert, dass ein kurzfristig gebuchter Flug tatsächlich stattfindet, noch ist sicher, ob man bei einem stornierten Flug die Information erhält, dass dieser nicht stattfindet. 

So ergeht es Kunden bei der Swiss und bei der SAS (Skandinavien Airline) auf der Flugstrecke Zürich – Stockholm.

Beispiel 1: Ein Anfang Jahr von einem Zentralschweizer gebuchter Flug bei der Swiss von Zürich nach Stockholm wird storniert, ohne dass dies dem betroffenen Kunden mitgeteilt worden wäre. Erst auf Anfrage des Betroffenen wird die Stornierung drei Wochen vor Abflug bestätigt.

Beispiel 2: Ein kurzfristig als Ersatz vom stornierten Flug gebuchtes Ticket mit SAS (Skandinavien Airline) von Zürich nach Stockholm wird betroffenem Schweizer ebenfalls wieder storniert. Diesmal erhält der Fluggast eine Woche nach der Buchung und gut zwei Wochen vor Abflug die Information: Der Flug sei wegen der aktuellen Lage aus dem Flugplan gestrichen worden. Das Geld werde ihm zurückerstattet – wann, ist offen.

Beispiel 3: Ein anderer Schweizer bucht einen SAS Flug von Stockholm in die Schweiz. Eine Woche nach der Buchung und zwei Wochen vor Abflug ist der Flug aus dem Flugplan verschwunden. Der freundlichen SAS-Angestellte am Service-Desk in Zürich ist irritiert – beteuert dem Kunden erst, der Flug finde statt, um dann nachzuschieben, „na ja, wahrscheinlich eher nicht“. Er bedauert den Vorfall und erklärt die schwierige Situation mit der ausserordentlichen Lage in der Pandemie.  

Einzelfälle?

Bei den Beispielen dürfte es sich um keine Einzelfälle handeln und vermutlich liesse sich ähnliches bei anderen Fluggesellschaften beobachten. 

Ist dies Kalkül in einer schwierigen Situation?

Betroffene zwei Fluggäste haben Verständnis für die schwierige Situation der Fluggesellschaften. Sie warnen beide vor zu viel Vorfreude hinsichtlich der Wiederaufnahme des Flugbetriebes vieler Fluggesellschaften. Wahrscheinlich werde solcherlei noch öfters passieren.

Was beide irritiert, ist im Fall der Swiss der Umstand, dass der Kunde selber realisieren muss, dass sein Flug storniert wurde, ohne zeitgleich eine Mail von der Swiss zu erhalten.

Und im Falle der SAS stört beide Kunden die Tatsache, dass ein kurzfristig gebuchter Flug storniert wird, ohne dass eine Information beim Buchen darauf hingewiesen hätte, dass der Flug möglicherweise storniert werden könnte.

Ihre Vermutung: Dies könne darauf hinweisen, dass die Fluggesellschaften ganz kalkuliert finanzielle Engpässe mit Kundengeldern überbrückten.

Dazu passen würde die Tatsache, dass die Swiss weiterhin auf die erste Tranche ihrer Bankkredite warten muss (siehe Luzerner Zeitung vom 4. Juni). Wie Recherchen dieser Zeitung ergeben haben, ist das Geld noch nicht geflossen – und wird es vorläufig auch nicht. Denn der Bund will abwarten, was in Deutschland mit der Mutter Lufthansa passiert.

Die Medienstelle der SAS sagt: „Aktuell fliegen keine oder sehr wenige Leute aufgrund der Pandemie und der allgemeinen Empfehlungen der Länder zum Verbringen der Ferien im eigenen Land.“ Von daher komme es zu Stornierungen von Flügen und einem reduzierten Flugplan. Zwei Wochen im voraus werde entschieden, ob ein Flug statt finde. In der Folge würden die Kunden informiert.

Wer die Information erhalte, dass sein Flug storniert worden sei, erhalte den Ticketpreis zurückerstattet. Allerdings müssten Kunden aufgrund der aktuellen Situation länger auf ihr Geld warten. Wer jetzt buche und nicht fliegen könne, der werde voraussichtlich im Spätsommer oder Herbst das Geld zurück erhalten. Oder er könne einen Voucher einlösen.

Die Swiss hat zur Medienanfrage keine Stellung bezogen. 

Klühr: Liquiditäts-Probleme

Swiss-Chef Thomas Klühr sagte Anfang Mai gegenüber der Luzerner Zeitung: „Wir wissen, dass wir unseren Kunden einiges abverlangen, da wir die Rückerstattungen nicht fristgerecht ausbezahlen können.» Dafür gebe es technische Gründe. Aber es gehe auch um die Liquidität, sowie jene von zig anderen Airlines mit dem gleichen Problem. «Würden sie alle Rückerstattungen fristgerecht ausbezahlen, wären viele jetzt schon pleite.»

Die beiden betroffenen Kunden sind in jedem Fall froh, doch noch einen Swiss-Flug gefunden zu haben, der – eine Woche vor Abreise – noch nicht storniert ist. Beide sind guter Hoffnung, ihre vor langer Zeit geplanten Reisen durchführen zu können. 

Auch ein Gesicht der Pandemie: Flughafen Arlanda Anfang Mai 2020.
Bilder: www.gutenmorgenstockholm.ch